Reisebericht
Ägypten 1999
 

 

Mit dem Motorrad nach Ägypten

Mit der Harley nach Ägypten

Die Idee   Die Planung   Die Reise

1. Die Idee

Irgendwann im Frühjahr 1999 ist mir der Gedanke gekommen, zwei meiner Hobbys, dass Motorradfahren und das Tauchen miteinander zu verbinden.

Da ich mir dieses Jahr schon öfter einen "nassen" beim Motorradfahren geholt hatte, wollte ich dieses wenigstens im Urlaub unbedingt vermeiden bzw. selbst bestimmen, wann ich nass werden wollte.

Eigentlich bleibt da als Reiseziel nur das Mittelmeer. Aber mein Lieblingstauchgebiet ist das Rote Meer von Ägypten. Also habe ich im Internet recherchiert, ob es eine Fährverbindung zwischen z.B. Italien und Ägypten gibt. Dieses war leider nicht der Fall. Eine ehemals bestehende Verbindung wurde 1992 eingestellt. Damit war mein Plan mit der Harley nach Ägypten zu fahren gestorben.

Aber nur für wenige Tage. Der Gedanke lies mich einfach nicht mehr los. Im Internet habe ich dann jemanden gefunden, der sich auf internationale Fährverbindungen spezialisiert hatte. Meine Anfrage war dann ein Erfolg. Es gibt tatsächlich eine Verbindung zwischen Europa und dem Mittleren Osten.

Leider nur über den Umweg Griechenland. Naja, Griechenland ist sicher kein Umweg sondern normalerweise eine Reise wert, allerdings konnte mein Trip nicht viel länger als drei Wochen in Anspruch nehmen, da ich neben meinen Hobbys natürlich auch noch arbeiten muß. Da würde mich der "Umweg" nur Zeit kosten.

2. Die Planung

Also, die gesamte Fährpassage würde wie folgt ablaufen:

Von Paderborn 1100 KM nach Venedig. Von dort aus mit der Fähre nach Patras (Griechenland) weiter über den Landweg (250 KM) nach Piräus. Dann weiter mit der nächsten Fähre nach Haifa (Israel). Dann nur noch über Land weiter, der Zielort war Safaga (Ägypten) am Roten Meer. Über den ADAC besorgte ich mir die Einreisebestimmungen von Israel und Ägypten.

Israel stellt dort kein Problem da. Ein Reisepaß, der sechs Monate gültig ist, ist alles was man benötigt. Schwieriger gestaltete sich die Einreise nach Ägypten.

Dort benötigt man:

- Einen internationalen Führerschein
- Einen internationalen Fahrzeugschein
- Einen Reisepaß mit Visum
- Eine Zoll Einfuhr- und Ausfuhrerklärung für das Motorrad (Carnet de Passage)

Das Carnet bekommt man  über den ADAC, auch wenn man dort nicht Mitglied ist.

Die Afrika-Etappen hatte ich mir in 800 KM Schritten eingeteilt. Ab Haifa wollte ich den ersten Tag auf jeden Fall den Suezkanal überqueren. Das waren die ersten 800KM. Am zweiten Tag wollte ich vom Suezkanal bis nach Safaga weiter kommen. Noch mal 800 KM.

Dort wollte ich dann einige 7-10 Tage bleiben und tauchen gehen.

Die Rückreise sollte ebenso ablaufen. Nur wollte ich auf dem Rückweg noch die Pyramiden von Gizeh und Kairo besuchen.
Ihr seht also, es sollte keine Rundreise werden sondern gerade durch zum Ziel und zurück. Also erwartet keinen Bericht über die Sehenswürdigkeiten von Israel und Ägypten.
Schwierig gestaltete sich auch die Gepäckproblematik. Wie sich jeder vorstellen kann, ist ein Motorrad nicht gerade ein Lastesel. Meine Maschine schon gar nicht. Meine eigene Tauchausrüstung wollte ich natürlich ebenso mitnehmen wie ein paar Sachen zum wechseln.
Glücklicherweise hat ein Tauchfreund, dem ich von meinen Trip erzählte, spontan den Einfall, sich mit mir in Safaga zu treffen, um mit mir ein paar schöne Urlaubstage und Tauchgänge zu erleben. Er bot mir an, mein Tauchgepäck im Flieger mit zu nehmen. Dieses Problem war also gelöst.

Es konnte losgehen.

3. Die Reise

An einem Montag morgen bin ich früh in Paderborn los, um nach Venedig zu kommen. Dort bin ich am Dienstag gegen Mittag eingetroffen. Natürlich hat es ab München bis zum Brenner wie aus Eimern geschüttet.

Ich habe in Venedig direkt auf der Fähre eingecheckt. Das Wetter war sehr vielversprechend, also beschloß ich auf dem Deck zu übernachten.

Eine Fährfahrt ist kein besonders aufregendes Erlebnis, im Gegenteil mir war es recht langweilig. Eigentlich hatte ich gehofft, einige Motorradfahrer zu treffen, die einen Griechenlandtrip unternehmen. Dieses war leider nicht der Fall.

Nach zwei unendlich langen Tagen hat der Kahn dann in Patras angelegt und es wurden die 250KM bis nach Piraus unter die Räder genommen. Piraus ist eigentlich der Hafen von Athen. Da ich bis zur Abfahrt noch ein wenig Zeit hatte, konnte ich sogar noch kurz bei der Akropolis vorbei schauen.

Einen ersten Eindruck von der Hitze, die mich erwartete, konnte ich ebenfalls bekommen. In Athen waren es an dem Tag 45 Grad und ich kam im schönsten STOP and GO Verkehr dort an.

Schon nach wenigen Minuten hatte ich die ersten Blasen an meiner Kupplungshand. Das Kuppeln viel mir anschließend durch die Schmerzen so schwer, daß ich dünne Lederhandschuhe anziehen mußte.

Der Auspuff schickte dermaßen viel Hitze nach oben, daß ich bei längeren Stops vom Bike steigen mußte, um mir mein rechtes Bein nicht zu verbrennen. Es kamen mir erste Zweifel, ob meine Harley das ideale Bike für diesen Trip ist........

Später habe ich erfahren, daß es der heißeste Tag seit 10 Jahren in Athen war! 

Glücklicherweise scheint es in Griechenland niemanden zu interessieren, ob man einen Helm auf hat, denn der Helm hätte mir wahrscheinlich einen Kreislaufkollaps beschert. 

Abends habe ich dann auf der Fähre nach Isarel eingecheckt. Drei langweilige Tage hatte ich wieder mal vor mir..........etwas Abwechslung brachten die Zwischenstops auf Zypern,  Rhodos und Santorin.

Sonntags morgens war es dann endlich soweit. Ich fuhr in Haifa von Board. Die Einreise-Formalitäten in Israel dauerten 2 Stunden. Am meisten hat der Security Checkup genervt, ein Frage und Antwortspiel der besonderen Art. Anbei einige Auszüge in Interviewformat:

Beamter: Guten Tag, was ist der Grund Ihres Aufenthalts in Israel ?
Ich möchte hier nur durchfahren
Beamter: Wie ????, Sie möchte hier nur durch.......
Ich möchte nach Ägypten.
Beamter (erstaunt): Was wollen Sie denn in Ägypten ?
Ich möchte dort tauchen und Motorrad fahren
Beamter: Tauchen und Motorrad fahren können Sie auch in Israel.
Jo, will ich aber nicht, ich will nach Ägypten
Beamter: Waren Sie schon mal in Ägypten ?Ja, ca. 10-12 mal.
Beamter: Immer mit dem Motorrad ?
Nein, immer mit dem Flugzeug
Beamter: Warum dieses Mal mit dem Motorrad ?
Einfach nur so just for fun
Beamter: Haben Sie Freunde in Ägypten ?
Ein paar Bekannte, meistens Deutsche die dort arbeiten.
Beamter: Was arbeiten Sie denn ?
Bin selbständig
Beamter: Wie viele Mitarbeiter
Zehn
Beamter: Wer leitet Ihre Firma dann jetzt
Meine Frau
Beamter: Warum ist die denn nicht mitgekommen ?
Weil die jetzt arbeiten muss

Wie gesagt, das Frage und Antwort Spielchen ging so 30-40 Minuten. Der Beamte war zwar sehr nett, aber genervt hat das ganze schon. Die gesamte Einreise incl. des Durchwühlens meiner Klamotten dauerte 2,5 Stunden. Von Haifa sollte es dann weiter über Tel Aviv zum Grenzübergang gehen. 

Sobald man den Hafen verlässt, muß man rechts abiegen, um Richtung Tel Aviv zu kommen. Man fährt sozusagen die Küstenstraße Israels entlang. Ich war sehr froh, endlich wieder auf dem Bike zu sitzen, das geile Wetter und die Vorfreude auf  die Fahrt brachten ein richtiges Glücksgefühl.

Leider nahm dieses ein schlagartiges Ende. Als ich die erste Ampel anfuhr, mußte ich die Geschwindigkeit wegen Rotlicht reduzieren, als es plötzlich einen fürchterlichen Schlag von hinten gab. Das Hinterrad blockierte sofort und nur mit Mühe konnte ich einen Sturz vermeiden. Ich dachte erst, meine Kette wäre gerissen. Als ich mich umschaute, sah ich einen lädierten VW-Golf auf der Fahrbahn stehen. Der Arsch hatte mich tatsächlich von hinten gerammt !! Ich war gerade 5 Minuten „on the Raod „ !! Ich mußte auf der Straße stehen bleiben, das Hinterrad drehte sich nicht mehr..........

Als ich abstieg und den Schaden sah, dachte ich, dass ist das Ende der Reise ! Durch den Aufprall hatte mein Hinterrad die Stoßstange des VW-Golfs abgerissen. Diese Kunststoffstoßstange hatte sich um mein Hinterrad gewickelt !!! Das ganze Heck mit Nummernschild etc. war abgenickt und lag praktisch unter meiner Sitzbank !!!!  Am liebsten hätte ich den Fahrer des Golfs standrechtlich erwürgt.

Eine wild hupende Horde israelischer Autofahrer brachte mich auf den Boden der Tatsachen. Ich versperrte mit dem Bike die ganze Straße. Mit drei Mann haben wir die Stoßstange rausgerissen und ich konnte das Motorrad von der Straße schieben.

Der Schaden war groß, hinteres Schutzblech praktisch Schrott. Rücklicht und Blinker ohne Funktion. Mit einem Vorschlaghammer und einer Brechstange, die mir ein LKW Fahrer geliehen hat, brachte ich das Hinterteil meines Moppeds wieder etwas in Form. Zum Glück hatten Reifen und Felge nichts abbekommen. Nach kurzer Probefahrt ging es dann weiter. Ein Auge hatte ich nun immer im Rückspiegel ! Ach ja, der Fahrer des Golf hatte keine Versichung ! Auf dem Schaden blieb ich im wahrsten Sinne des Wortes sitzen !

Israel macht einen sehr europäischen Eindruck. Alles ist sehr gepflegt und auch die Häuser, Autos etc. erinnern mehr an Deutschland als an ein Land im Nahen Osten. Die Straßen und die Strecke waren sehr gut. Oft hatte man einen wunderschönen Ausblick auf das Mittelmeer. Die Verkehrsregeln und die Fahrweise der Israelis waren ebenfalls einwandfrei. Allerdings in Israel gibt es eine Helmpflicht und die Strafen sollen sehr drastisch sein. 

Ganz im Gegensatz zu Ägypten.......... 

Nach 250KM kam ich an den Grenzübergang. Dort ging das ganze Frage und Antwort Spiel noch einmal von vorn los. Die Fragen waren exakt die selben. Das haben die wirklich drauf. Die Ausreise kostete noch einmal 1 Stunde und im Gegensatz zur Einreise, die umsonst ist, kostet die Ausreise Geld (ca. 30 DM). Tolle Sache, die Israelis machen Werbung mit einem kostenlosen Einreisevisum. Was soll das ganze wenn die Ausreise wiederum Geld kostet ???

Hätte ich aber gewusst, was in Ägypten auf mich zukommt, dann hätte mir das alles nichts ausgemacht.
50 Meter hinter der Israelischen Grenze der Kulturschock. Der Grenzübergang ist auf der Ägyptischen Seite ein ziemliches Dreckloch. Die Soldaten ein abgerissener Haufen und die Zöllner unkoordiniert. Ich muss mich wundern das die überhaupt etwas geregelt bekommen.

Grenzerbüro

Nachdem meine Klamotten gefilzt wurden, musste ich mir ein Visa kaufen. Beim Zoll wurde nach dem Carnet de Passage verlangt. Damit die Ägypter dieses auch ausfüllen konnten, musste ich denen noch einen Kugelschreiber leihen. (Irgendwie war der plötzlich verschwunden.) 

Nach dem Zoll ging es zur Versicherung. In Ägypten sind europäische Versicherungen nicht gültig und man muss eine nationale abschliessen.

Anschließend bekommt man noch Nummernschilder, die man über das vorhandene Schrauben soll. Natürlich waren keine Schrauben da. Aber Tesafilm hat es auch getan.

Das nervige war, das niemand so richtig Bescheid wusste. Ich wurde mit irgendwelchen Zetteln ständig zur Kasse geschickt. 1Pfund ( ca. 0,50 DM) hier, 2 Pfund dort. Insgesamt musste ich diesen Weg ca. 10 mal machen. Nach drei Stunden war auch dieser Grenzübergang erledigt und es ging auf der Küstenstraße durch die Sinai Halbinsel. Diese Gegend hat mich echt begeistert. Palmen, das Meer und auf der linken Seite die unendliche Wüste wechselten sich ständig ab. Zwischen durch Ortschaften, die an einen Italienischen Badeort erinnern.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit überquerte ich den Suezkanal und erreichte Ismaijela eine größere Stadt. An eine Weiterfahrt war nicht mehr zu denken. Es gab auf den Straßen zu viele Bodenwellen, die einen Abwerfen wollten, auch unbeleuchtete Autos und Eselskarren.

Überquerung des Suezkanals

Ich gönnte mir eine Übernachtung in einem Hotelzimmer. Es gibst in der Stadt tatsächlich eine NOVOtel. Europäischer Standard und seit 5 Tagen die erste vernünftige Dusche.

Am folgenden Tag ging die Reise dann weiter. Probleme machte mir fortan die schlechte Beschilderung der Strecke. Diese war entweder gar nicht vorhanden oder in arabischer Schrift.

5 Tage ohne Dusche

Kannst Du arabisch?

Die nächste Etappe war die Stadt Suez. Diese wollte ich gegen Mittag erreichen. Es gibt zwei Strecken, um nach Suez zu kommen. Eine direkt Am Suezkanal entlang und eine andere weiter im Landesinnern. Dazu muss ich sagen, dass ca. alle 50-100 KM in Ägypten eine Polizeisperre warten, wo die Papiere kontrolliert werden. Meist wurde ich jedoch durch gewunken.

Kontrolliert werden scheinbar meist die Ägypter selbst. Ich fuhr also am Suezkanal entlang, die Strecke lohnt sich wirklich. Die dicken Pötte sind zum greifen nahe und es sieht aus, als ob die Schiffe direkt durch die Wüste fahren. Ich passierte zwei Sperren des Militärs problemlos. An der dritten Sperre wurde ich jedoch barsch zurück gewiesen. Eine Erklärung wurde mir nicht gegeben, scheinbar war man der englischen Sprache nicht mächtig.

Suezkanal

Da die "Suezstraße" keine Verbindung mit der weiter im Landesinneren verlaufenden Straße hat, musste ich den ganzen Weg zurück.

An dieser einiges zur Straßenbeschaffenheit. Die Straßen sind eigentlich problemlos mit einem normalen Motorrad zu meistern. Im Sinai haben die Straßen teilweise starke Spurrillen was eine hohe Konzentration verlangt. An Stellen, wo die Straße repariert wurde, hat man oft Probleme mit Bodenwellen, die einen ganz schön durchrütteln wenn man diese zu spät erkennt, um noch zu bremsen.

Baustellen gibt es wenig aber wenn, sind diese oft mehrer Kilometer lang. Trotzdem würde ich die Geschwindigkeit von 100-120 Km/H als unproblematisch betrachten.

Der Weg ist das Ziel

Arabische Strassen

Vor Polizeisperren und an Ortseingängen ist erhöhte Vorsicht geboten. Dort sind hohe meist nicht markierte Bodenwellen auf den Asphalt gesetzt worden. Diese sind teilweise so hoch, dass meine Maschine aufsetzte sofern ich nicht im spitzen Winkel drüber fuhr. Sollte man eine solche Bodenwelle übersehen ist ein Sturz fast unvermeidlich.

Die Verkehrsregeln sind wie in Europa, werden aber praktisch nicht beachtet. Das wichtigste scheint eine Hupe zu sein, mit der man sich Vorfahrt verschafft.

In Suez angekommen fehlt jegliche Beschilderung komplett. Man muss dazu erklären, das ich zwar eine Landkarte aus dem Tourset des ADAC dabei hatte, diese war aber in Deutsch verfasst. Es hilft wenig einem Ägypter die Karte zu zeigen und sich wenigsten die Richtung anzeigen zu lassen.

Die Ägypter können meist nur arabische Schriftzeichen und scheinen teilweise auch Ihr eigenes Land auf einer Karte nicht zu erkennen. In Suez hatte ich mich so verfranzt, dass ich allein wohl nur unter großer Mühe aus der Stadt gefunden hätte. An einem Taxistand habe ich nach einem englisch sprechenden Fahrer gefragt und auch einen gefunden. Dieser hat mich aus der Stadt geleitet (20 Pfund).
Direkt hinter Suez beginnt ein weiterer sehr schöner Streckenabschnitt. Auf der linken Seite hat man das Rote Meer und man fährt auf einer sehr kurvenreichen Straße an einem Gebirgsausläufer entlang, die Straßen erinnern ein wenig an die Bilder der Wüstenstraßen der USA.

Sobald man die Ausläufer des Gebirges passiert hat, ist es allerdings vorbei mit der Schönheit der Strecke. Es wird absolut eintönig. Links und rechts nur unendliche Wüste der Fahrtwind bläst einem wie ein heißer Fön ins Gesicht. Kein Wunder bei 55 Grad Lufttemperatur. Die Straße führt auf fast ebener Strecke gerade aus...........

Sehr schlimm waren auch die LKWs, die einem ständig entgegenkommen. Diese ziehen eine Sandschleppe hinter sich her, durch die man beim passieren des LKWs ständig von tausender kleiner Sandkörner getroffen wird. Das sticht wie tausend Nadeln. Jetzt weiß ich woher der Ausdruck "Augen zu und durch" kommen muss. Eine Weile habe ich versucht, hinter einem großen Überlandbus herzufahren, um mich vor den Sandschleppen der entgegenkommenden LKWs zu schützen. Allerdings bemerkte ich nach kurzer Zeit, dass die Toiletten der Überlandbusse wohl direkt auf der Straße enden. Damit hatte sich das auch erledigt.......Scheiße im wahrsten Sinn!

Tankstellen sind im übrigen kein Problem. Mit einer Tankfüllung komme ich ca. 280 KM. Tankstellen selbst sind meist alle 100 KM. Da ich das aber nicht wußte, habe ich sicherheitshalber an jeder Tankstelle angehalten und den Tank aufgefüllt. Viel länger als 1 Stunde konnte man eh nicht am Stück durch die Hitze rasen, die Sonne brannte so heiß, das spätestens nach 1 Stunde ein Trinkstop eingeschoben werden mußte.

Das Benzin ist sehr schlechter Qualität. Das sogenannte Super hat weniger Oktan als das Benzin, was in Deutschland als "Normal" verkauft wird. Beim Beschleunigen gab der Motor meiner Harley teilweise beängstigende Klingelgeräusche von sich. Der Liter Super kostet um die 50 Pfennige.

Eigentlich hatte ich vor, auf dem Hinweg einen Abstecher über Kairo zu machen. Diesen Gedanken habe ich aber fallen gelassen, da die Grenzübergänge und der Unfall meinen Zeitplan zusammen gestaucht haben. Schliesslich wollte ich mich in Safaga mit meinem Freund Udo Wiemers treffen, der mein Tauchgepäck mit eingeflogen hatte. 

In Safaga bin ich dann gegen 16:30 eingetroffen. Das Hallo an der Tauchbasis war natürlich groß. Man wußte zwar, dass ich komme, aber das ich das mit meinem Motorrad erledige war für alle ein Überraschung. Ich glaube ich mußte im laufe meines Aufenthalts mit jedem Kellner aus dem Hotel einige Runden drehen....... Sobald ich am Gashahn drehte, war die Bande nicht mehr zu halten. Ich schätze, die hatten alle einen Geschwindigkeitsrausch......

Alles in allem hatte ich die Strecke Haifa – Safaga bequem in zwei Tagen geschafft. Wären die Grenzübergänge nicht so zeitraubend gewesen, wäre es noch schneller gegangen.

Als reiner Urlauber und Sozius in diversen Taxis habe ich mich immer gefragt, was die Lichthupensignale der entgegenkommenden Autofahrer bedeuten. Wenn man selbst fährt, kommt man eigentlich relativ schnell drauf.  Ein entgegenkommender Fahrer blinkt einen an und zeigt, dass er selbst wach ist und den anderen gesehen hat. Man selber blinkt zurück und sagt damit : Ich bin auch wach ! Du brauchst also keine Angst zu haben.

Dass, das mit den Blinksingnalen nicht immer funktioniert, beweisen allerdings zahlreiche Autowracks die an der Piste ausgeschlachtet liegen.

Nun verbrachte ich wie gesagt einige Tage beim Tauchen im Hotel Lotus Bay. Mein Motorrad konnte ich sicher an der Tauchbasis abstellen. Ich unternahm nur einige kleine Ausritte in die Umgebung Safagas.

Für die Rückreise hatte ich dann wieder zwei Tage einkalkuliert. Dieses Mal wollte ich aber einen Abstecher über Kairo machen. Auch die Pyramiden von Gizeh standen auf der Liste. Der Plan war so: 

Tag 1
Safaga 600 KM nach Kairo Fotos vor den Pyramiden dann Weiterreise nach Ismaijela (120KM) die Stadt mit dem NOVOtel.

Tag 2
Weiterfahrt nach Haifa.

Kairo ist ein Erlebnis sondergleichen. Eine richtige Multikulti Stadt. Hier trifft man die Ärmsten der Armen genauso wie Steinreiche Leute. Direkt nebeneinander fahren Eselskarren und Rolls Royce.

Dass der Strassenverkehr funktioniert ist ein Wunder. Verkehrszeichen werden nicht beachtet und man drängelt sich einfach mit Gewalt in die nächste verstopfte Kreuzung. 

Kairo hat ca. 40 Millionen Einwohner diese Stadt ist ein echter Moloch......  Obwohl eine riesige Dunstglocke über der Stadt hängt, kann man die Pyramiden von weitem erkennen. Das Problem war allerdings das man den Nil überqueren muß, um zu den Pyramiden zu gelangen. Es war mir allerdings unmöglich eine Brücke zu finden, die über den Nil führte. In Kairo sprechen zum Glück alle Taxifahrer  mehr oder weniger English. Also charterte ich einen Fahrer, der mich durch die Stadt führte.

Das schwierigste an dem Unterfangen war wirklich, an dem Kerl dran zu bleiben !!  Zu allem Übel  bestehen die Taxis in der Regel aus uralten Peugeots 504 und sehen alle gleich aus. Wiedermal war hohe Konzentration erforderlich......ein Auge blieb dabei immer im Rückspiegel. Als normaler Tourist hatte ich Kairo und die Pyramiden schon mal besichtigt, deshalb waren die Dinger keine große Überraschung. Ich war ehrlich gesagt einfach nur scharf auf ein Foto von meinem Bike vor den Pyramiden.

Harley vor den Pyramiden

Zu meinem Entsetzen, wollte mich ein Polizist nicht vor die Dinger fahren lassen. Das ganze Gelände ist natürlich abgesperrt und nur über zwei Zufahrten erreichbar. Für die Touri Busse stellt das kein Problem da, diese werden durchgelassen. Für mich sollte die Fahrt am Eingang zu Ende sein. Ich konnte es kaum Glauben. Ich versuchte es als letzte Möglichkeit mit BESTECHUNG.

Wie auch in der westlichen Welt funktioniert das eben auch in Ägypten. Nur eben viel Preiswerter !  Für umgerechnet 5.- DM öffnete sich das Tor zu den Pyramiden.

Ich schoß einige Fotos und machte mich schon 1 Stunde später wieder auf den Weg Richtung Ismaijela. Mittlerweile war es später Nachmittag und ich wollte die Stadt vor Anbruch der Dunkelheit erreichen. Ich mußte wieder einen Taxifahrer engaieren, der mich aus der Stadt brachte. In Ismaijela verbrachte ich dann wieder die Nacht. Die Rückreise führte mich wieder über den Suezkanal und durch die Sinai Halbinsel.

Die Ausreise aus Ägypten ist ähnlich kompliziert wie die Einreise. Das Carnet muß ausgefüllt werden die Nummernschilder werden abgegeben etc. pp. Für diese relativ einfachen Vorgänge brauchten die Grenzer wiederum drei Stunden. Da half auch kein Schmiergeld. (Oder es war nicht genug)

Nach der Ausreise aus Ägypten kam die Einreise nach Israel. Das ganze Frage und Antwort Spiel kannte ich ja mitlerweile von der Einreise. Dieses Mal gingen die Formalitäten jedoch relativ schnell. Nach einer Stunde war ich wieder on the Road.

Die erste Tankstelle kam nach ca. 20 Kilometern und ich gönnte meinem Bike den besten Sprit mit richtig viel Oktan. Das klingeln des Motors hörte praktisch im selben Moment auf ! Mein Bike hatte sich ebenso auf  den Sprit gefreut wie ich ein deutsches Bier herbeisehnte. Auf der Rückfahrt durch Israel hatte ich einige nette Erlebnisse, mit Israelis die, aus Deutschland ausgewandert waren oder in Deutschland gearbeitet hatten. An einer Tankstelle kam jemand auf mich zu der sogar jahrelang in meiner Heimatstadt Paderborn gelebt hatte.

Spät nachmittags ereichte ich Haifa und verlies das „gelobte Land“ natürlich nicht ohne wieder 60 Minuten das Frage und Antwort Spiel über mich ergehen zu lassen. Mittlerweile nahm ich's mit Humor.

Die Rückreise mit den Fähren erspare ich mir zu beschreiben. Ich bereute jedenfalls, die Reise ohne einen Freund gemacht zu haben. Es war die Langeweile pur. In meinem Leben habe ich nicht so viel geschlafen wie in den nächsten 3 Tagen.

Nach genau drei Wochen erreichte ich dann wieder Paderborn. Fast eine Kiste Bier mußte am gleichen Tag dran glauben. Eigentlich wollte ich diesen Trip nicht wieder unternehmen. Aber mittlerweile haben einige Freunde ebenfalls Interesse an dem Trip. So sitze ich mal wieder über die Reisevorbereitungen für die Ägypten Tour, die im Herbst 2000 stattfinden soll.

Ihr wollt mit ???  Dann setzt euch mit mir in Verbindung, ich sende euch alle Informationen.

Bis dann ! Und eine gute Saison in 2000

Jürgen Linse

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